Ferdinand von Reinhardstoettner sitzt seit 2015 im Bundesvorstand der Deutschen Public Relations Gesellschaft e.V. (DPRG). Seit 2012 ist er bei einem großen deutschen Unternehmen als Social Media Officer für die Steuerung der unternehmensweiten Social Media Aktivitäten, Digitalisierung, die strategische Umsetzungen und die Kommunikation auf den neuen Medien-Kanälen zuständig.
Die wichtigsten Erkenntnisse
- Die klassische PR-Arbeit wird nicht durch Social Media ersetzt, sondern erweitert. Die Anforderungen an Public Relations sind höher geworden.
- Auch für kleine und mittelständische Unternehmen wird die Digitalisierung immer wichtiger. Die große Herausforderung dabei ist, die eigenen MitarbeiterInnen abzuholen und die persönliche Nische zu finden.
- Unsere Arbeitswelt wird sich in Zukunft verändern – die Digitalisierung hilft uns dabei, komplexe Prozesse zu vereinfachen und dabei Zeit und Ressourcen zu sparen.

Wie verändert die Digitalisierung die klassische PR-Arbeit, die ja vor allem über Presseaussendungen, Konferenzen und Anzeigen stattfand? Braucht man statt eines Pressesprechers heute einen Social-Media-Manager?
Ich denke, das kann man nicht getrennt sehen, man muss heute beide Welten in der Kommunikation zusammenbringen. Social Media ist ein weiteres Arbeitswerkzeug, das in der Aufgabenstellung mit der klassischen PR zusammenspielen muss. Das heißt: Es gibt nach wie vor Pressemitteilungen, die man aber über
neue Kanäle zu den Empfängern bringt, zum Beispiel über einen Blog. Auch Pressekonferenzen wird es weiter geben. Befand man sich jedoch früher dabei in einem geschlossenen Raum mit ein paar ausgewählten Journalisten, so setzen Medienvertreter und Kommunikatoren heute bereits während der Konferenz Twitter, Facebook, Snapchat und Co ein, wodurch eine viel größere mediale Reichweite und Geschwindigkeit entsteht. In der PR hat sich durch die Digitalisierung das Aufgabenfeld verändert. Die Anforderungen sind umfangreicher geworden.
Sie arbeiten in einem Unternehmen mit über 5000 Mitarbeitern. Wie können Firmen die Digitalisierung zur internen Kommunikation nutzen, welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach das Intranet?
Intern ist vor allem die Distribution der Content- und Digital-Strategie des Unternehmens wichtig. Hierbei spielt das Intranet in der internen Unternehmenskommunikation nach wie vor eine Hauptrolle. Die große Herausforderung dabei ist, die MitarbeiterInnen abzuholen und auf die Reise mitzunehmen. Und ihnen zusätzlich neue digitale Werkzeuge und Möglichkeiten zur Vereinfachung ihres Arbeitsgebiets zur Verfügung zu stellen. Digitalisierung kann nur funktionieren, wenn sich die eigenen Leute dabei einbringen und den digitalen Weg mitgehen.
Manche Unternehmen, insbesondere kleinere, regionale Firmen, kommen immer noch ohne Social Media Auftritte aus. Ist das für Sie in zehn Jahren noch denkbar? Wie profitieren selbst kleine Unternehmen von der Digitalisierung?
Ich bin mir sicher, dass die Digitalisierung auch in den kleinen und mittelständischen Unternehmen ankommen wird, einfach weil sich die Infrastruktur ändert. Die Menschen kommunizieren heute anders als noch vor zehn Jahren – sie sind es gewöhnt, Daten zu erzeugen. Daraus resultieren natürlich Veränderungen. Die hat es aber immer gegeben, schließlich schreiben wir heute auch nicht mehr auf Papyrus! Man kann die Entwicklung natürlich nicht für alle Geschäftsbereiche pauschalisiert vorhersagen, aber die Digitalisierung wird überall stärker werden. Wichtig ist, dass man mit den Veränderungen mitgeht und seine Nische findet – unabhängig von Branchen und Unternehmensgröße.
Unternehmen setzen in ihrer Online-Kommunikation großteils auf die Kanäle Facebook und Twitter. Welche Plattformen werden Ihrer Meinung nach in Zukunft wichtiger? Welche Online-Marketing Trends finden Sie momentan besonders spannend?
Das kann ich so allgemein nicht beantworten, denn es gibt nicht die eine Lösung, es kommt immer auf die Branche an. Wichtig ist in jedem Fall, den Dialog mit dem Kunden zu pflegen und aufrecht zu erhalten. Dazu sind aktuell Blogger und Youtuber ebenso wichtig, wie auch Journalisten und Meinungsführer, die einen großen Wissensdurst haben. Man muss die Kanäle nutzen, die die Zielgruppen nutzen, die man ansprechen möchte und auf die Over-all-Kommunikation und –Strategie einzahlen. Dabei muss man immer das große Ganze und vor allem die Relevanz im Blick behalten.
Als Trend im Online-Marketing sehe ich vor allem die Fokussierung auf Storytelling. Die Zielgruppen wollen unterhalten und umfassend informiert werden – die Zeit von reinen Ad-Push-Aktionen ist meiner Ansicht vorbei. Und auch da bereitet uns die Digitalisierung den Weg: Neue Kommunikationsformate und –plattformen, wie bspw. Snapchat oder Virtual Reality, werden unsere Art des Kommunizierens nachhaltig beeinflussen.
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