Mehr als 700 Millionen Nutzer:innen in 200 Ländern weltweit: LinkedIn ist weit mehr als nur eine Plattform, auf der Personen und Unternehmen ihr Profil präsentieren. Es ist ein kraftvolles Werkzeug, um Verbindungen zu knüpfen und die eigene Expertise in den Vordergrund zu stellen. Allerdings können bei all den Funktionen und Möglichkeiten, die LinkedIn bietet, auch Fragen auftauchen. Wir haben jene gesammelt, die uns in unseren Workshops am häufigsten gestellt werden und clavis-Expertin Sarah Blümel um die Antworten gebeten.
Wie erstelle ich Content mit Mehrwert?
Sarah Blümel: Für den passenden Content müssen Sie immer genau wissen, welche Zielgruppe Sie erreichen möchten. Welche Probleme beschäftigen sie und welche Interessen haben die Menschen, die Sie auf LinkedIn ansprechen wollen? Sind Sie sich darüber im Klaren, sollten Sie darauf zugeschnittene Inhalte aus drei Bereichen gestalten:
- Social Posts, die vor allem für die Reichweite wichtig sind. Hier geht es darum, authentische Verbindungen aufzubauen. Diese Beiträge sind vergleichbar mit freundlichen Unterhaltungen an der Kaffeebar in der digitalen Welt. Ich teile persönliche Erfahrungen, Updates und gebe Einblicke in die menschliche Seite hinter der professionellen Fassade. Indem ich offene Fragen stelle oder Meinungen einhole, ermutige ich andere zu Kommentaren, Likes und Reaktionen, was sich positiv auf meine Sichtbarkeit auswirkt.
- Wichtig sind auch Expert:innen-Beiträge, die aufschlussreiche Analysen, Branchentrends und Informationen beinhalten. Indem Sie Ihr Fachwissen mit anderen teilen, positionieren Sie sich als Vordenker:in und gewinnen eine Fangemeinde, die sich für wertvolles Wissen interessiert. Untermauern Sie Ihre Erkenntnisse mit Daten, Studien und Referenzen. Wichtig ist es auch, den fachlichen Austausch anzustoßen, indem Sie Fragen stellen, die zum Nachdenken anregen.
- Dazu ergänzend sollten Sie Conversion Posts veröffentlichen, die darauf abzielen, bestimmte Aktionen auszulösen – wie z. B. die Anmeldung für Webinare, das Herunterladen von Whitepapers oder den Kauf von Produkten/Dienstleistungen. Unter Wahrung der Professionalität konzentrieren sich diese Beiträge darauf, klar und deutlich die Vorteile Ihres Angebots zu kommunizieren und Ihr Publikum zu einer gewünschten Konversion zu bewegen.
Wie oft sollte ich auf LinkedIn posten?
Sarah Blümel: Wenn Sie auf LinkedIn sichtbar sein möchten, sollten Sie regelmäßig posten. Je nachdem, welche Ziele Sie verfolgen, empfehle ich ein bis zwei Postings die Woche. Wenn sie qualitativ hochwertig sind und viele Reaktionen auslösen, kann man allerdings auch mit zwei Postings im Monat erfolgreich sein. Nicht nur das Posten von eigenen Beiträgen ist wichtig, sondern auch das Interagieren mit anderen Accounts: Liken und kommentieren Sie regelmäßig Beiträge von Partner:innen, Kolleg:innen oder Unternehmen, um wahrgenommen zu werden. Hier ist es jedoch sehr wichtig, dass Sie vordergründig mit Content interagieren, der auch für Ihre Zielgruppe relevant ist.

Sollte ich alle Einladungen zum Vernetzen annehmen?
Sarah Blümel: Nein. Blindlings jede Vernetzungsanfrage anzunehmen ist auf LinkedIn wenig sinnvoll, da Sie sehr schnell zugespamt werden. Stattdessen rate ich dazu, sich das Profil der oder des jeweilig anderen anzuschauen und genau zu hinterfragen, ob es ein relevanter Kontakt ist. Durch stures Kontaktesammeln alleine wird man seine Ziele auf LinkedIn nicht erreichen. Eher sollten Sie sich genau überlegen, ob der jeweilige Kontakt das eigene Netzwerk sinnvoll erweitert: Das können potenzielle Mitarbeiter:innen sein, Kund:innen oder auch Kooperationspartner:innen.
Kann ich auf LinkedIn mit Fremden in Kontakt treten?
Sarah Blümel: Ja, dafür ist LinkedIn sehr gut ausgelegt. Ein sehr wirkungsvolles Tool dazu ist der Sales Navigator. Die Funktion ist dafür da, das eigene Netzwerk gezielt zu erweitern und auch Fremde zu kontaktieren. Wenn Sie Personen Vernetzungsanfragen schicken, die Sie nicht persönlich kennen, dann würde ich dies immer mit einer personalisierten Nachricht verbinden. Achten Sie dabei auf eine passende Anrede und geben Sie eine kurze Information über sich und den Grund an, warum Sie sich mit der anderen Person verbinden möchten. Am ehesten werden Anfragen angenommen, bei denen klar ist, warum Sie den anderen Kontakt interessant finden und warum man selbst für den anderen Kontakt relevant ist. Eine standardisierte Anfrage wirkt eher negativ.

Welche Vorteile bietet die Teilnahme in LinkedIn-Gruppen?
Sarah Blümel: Gruppen sind sehr sinnvoll, wenn man sich zum Beispiel auf eine Nische spezialisiert hat oder eine sehr klar abgegrenzte Zielgruppe erreichen möchte. Auf LinkedIn findet man Gruppen zu den unterschiedlichsten Bereichen, Sie können dadurch sehr gezielt mit wenig Streuverlust die richtigen Leute ansprechen. Bin ich beispielsweise auf Mitarbeiter:innensuche für den Bereich PR, kann ich einer entsprechenden Gruppe beitreten und dort das Jobangebot gleich mit Personen teilen, die dafür in Frage kommen. Gruppen sind außerdem praktisch für den Austausch mit Gleichgesinnten und das Knüpfen von neuen Kontakten innerhalb einer Branche. Außerdem können auch eigene Beiträge regelmäßig in Gruppen geteilt werden, um mit den anderen Nutzer:innen zu interagieren.

Wie werden Mitarbeitende zu Corporate Influencer:innen?
Sarah Blümel: Grundsätzlich ist es immer am sinnvollsten, zu Beginn jene Mitarbeiter:innen anzusprechen, die sowieso schon aktiv auf LinkedIn sind. Diese Personen sollten dann regelmäßig mit aktuellen Informationen über das Unternehmen versorgt werden. Sofern
notwendig, können Sie auch interne Schulungen für den Umgang auf LinkedIn anbieten. Hierbei finde ich es jedoch sehr wichtig, keine zu strengen Vorgaben zu machen, was gepostet werden darf und was nicht – Sie können Ihren Mitarbeiter:innen meist das Vertrauen schenken, es von Haus aus zu wissen. Gewisse Guidelines können allerdings einen Rahmen schaffen, um die Mitarbeitenden zu unterstützen und ihnen etwaige Unsicherheiten zu nehmen.
Grundsätzlich hat es für Unternehmen große Vorteile, wenn Mitarbeitende zu Corporate Influencer:innen werden. Schließlich werden deren Nachrichten und Informationen oft authentisch und als vertrauenswürdig wahrgenommen. Für die Sichtbarkeit eines Unternehmens macht es einen riesigen Unterschied, ob nur 1 oder gleich 20 Personen aktiv darüber kommunizieren. Um möglichst viele in Ihrem Team zu motivieren, regelmäßig auf LinkedIn zu posten, könnten Sie ein Belohnungssystem andenken. Dieses kann unterschiedlich aussehen, manche Unternehmen bieten eigene Benefits wie Essensgutscheine. Unabhängig davon ist es unerlässlich, den Corporate Influencer:innen ausreichend Wertschätzung entgegenzubringen und sie bei ihrer Arbeit zu unterstützen.
Schlussendlich sollte man den eigenen Mitarbeitenden klar kommunizieren, dass aktives Posten auf LinkedIn gewünscht ist und unterstützt wird. Schließlich kann es auch für die eigene Karriere und die eigene Reputation von Vorteil sein, sich als Expert:in für das jeweilige Fachgebiet im Unternehmen zu präsentieren und zu positionieren.
Welchen abschließenden Tipp sollten Unternehmer:innen beherzigen?
Sarah Blümel: Wenn Sie die Plattform mit ihren Tools wie den Sales Navigator richtig einsetzen, können Sie wirklich davon profitieren – sei es als Person oder als Unternehmen. Aber wie so oft im Leben gilt: Nichts kommt von alleine, LinkedIn ist aufwändig, kostet Ressourcen und Sie müssen dranbleiben.
Vielen Dank für das Gespräch!