Hochwasserschutz im Unterinntal: Der Weg zu zwei Wasserverbänden

Ausgangslage

Das Tiroler Unterinntal war in der jüngeren Vergangenheit mehrmals von Hochwässern betroffen – man denke an das Alpenhochwasser 2005. Zum Glück forderten die Überschwemmungen keine Menschenleben, aber es entstanden Sachschäden in Millionenhöhe. Nach diesem Ereignis wurden die Gefahrenzonenpläne überarbeitet. Ergebnis: Bei einem 100-jährlichen Hochwasser würden im Unterinntal 360 Hektar Siedlungs- und Gewerbegebiet überflutet. Ein moderner Hochwasserschutz ist in Zukunft unverzichtbar.

Voraussetzung für den Hochwasserschutz im Unterinntal ist, dass die Gemeinden bei der Planung und Errichtung der Maßnahmen zusammenarbeiten. Der Grund: Durch Schutzmaßnahmen wie Dämme und Mauern verdrängtes Wasser darf nicht an Gemeinden flussabwärts weitergeben werden. Um dieses Wasser aufzufangen, braucht es Rückhalteräume. Da die Region dicht besiedelt ist und nicht jede Gemeinde den notwendigen Platz hat, um das verdrängte Wasser auf eigenem Gebiet zurückzuhalten, muss Wasser, das in Gemeinde A verdrängt wird, in Gemeinde B zurückgehalten werden. Wenn der Stand des Inns wieder gesunken ist, kann das Wasser abgeleitet werden, die betroffenen Flächen werden wiederhergestellt.

Weitere Informationen dazu finden Sie anschaulich erklärt in diesem Erklärvideo:

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Ziele und Umsetzung

Um die Zusammenarbeit zwischen den insgesamt 20 Gemeinden in zwei Abschnitten zu vertiefen, setzt clavis seit 2015 für die Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Tirol eine Reihe von Kommunikationsmaßnahmen und Beteiligungsveranstaltungen um. In insgesamt 11 Planungstreffen wurde im Unteren Inntal das generelle Projekt (grundlegende Planung) erarbeitet, im Mittleren Unterinntal entstand ein Vorentwurf der Maßnahmen. In Summe werden durch die geplanten Projekte 3.700 Wohn- und Betriebsgebäude sowie 280 Hektar Bauland zwischen Terfens und Wörgl vor Überschwemmungen geschützt.

2016 fanden im Unteren Unterinntal Infoveranstaltungen für die GrundeigentümerInnen statt, 2019 wurden in Strass im Zillertal (Mittleres Unterinntal) eine Gemeindeinfo und eine Infoausstellung begleitet.

Ab 2016 startete parallel zu den Planungsaktivitäten die Vorbereitung zur Gründung eines Wasserverbandes der 7 Gemeinden im Unteren Unterinntal. Im Mittleren Unterinntal kamen die 13 Bürgermeister ab 2018 regelmäßig zusammen, um gemeinsam die Statuten des Wasserverbandes zu erarbeiten. Im Juni 2021 schließlich wurden beide Wasserverbände konstituiert. Sie sind in Zukunft für die Vorbereitung und Umsetzung der Maßnahmen sowie für die Abstimmung mit den betroffenen GrundeigentümerInnen verantwortlich.

Kommunikative Meilensteine

Im Zentrum aller Kommunikationsmaßnahmen stand das Ziel, das Verständnis für die gemeindeübergreifende Planung für einen effektiven Hochwasserschutz im Unterinntal aufzubauen, um eine rücksichtsvolle und dennoch zukunftsorientierte Maßnahmenplanung auf Gemeindeebene konkretisieren zu können. Da die Maßnahmen zum Hochwasserschutz Auswirkungen auf Einzelinteressen (GrundeigentümerInnen) haben, ist bei den Betroffenen ein hohes Maß an Solidarität notwendig. Nur durch eine regelmäßige Abstimmung mit den StakeholderInnen (BürgermeisterInnen, GemeinderätInnen, GrundeigentümerInnen, UnternehmerInnen usw.) war es möglich, einen weitgehenden Konsens zu den aktuellen Planungen zu erzielen. Es konnte erfolgreich vermittelt werden, dass Hochwasserschutz nicht nur aus Dämmen und Mauern besteht, sondern dass aufgrund der Geografie in Tirol auch Ausgleichsflächen geschaffen werden müssen.

Mit der Konstituierung der Wasserverbände haben nun die Gemeinden gemeinsam Verantwortung für den Hochwasserschutz übernommen. Dazu wurden gemeinsam die Spielregeln für die Zusammenarbeit festgelegt und in den Statuten festgehalten (Aufteilungsschlüssel Kosten, Stimmenverteilung usw.).

Mehr Informationen finden Sie auf der offiziellen Website zum Hochwasserschutz Unterinntal oder in der Berichterstattung des ORF.

Kunde:
Land Tirol, Abteilung Wasserwirtschaft
Leistungen:
Vorbereitung, Moderation und Dokumentation verschiedener Dialogveranstaltungs-Formate wie Planungstreffen, Infoveranstaltungen, Sitzungen zur Wasserverbandsgründung, Treffen mit Bürgerinitiativen usw.; Begleitung von Exkursionen zu Wasserverbänden in Österreich; Moderation und Dokumentation interner Abstimmungstermine („Hochwasserschutz-Jour-fixe“), kommunikative Beratung und Abstimmung mit dem Auftraggeber; Stakeholdermanagement; regelmäßige Konzeption und Umsetzung von Unterlagen (Infobroschüren) und Newslettern; Konzeption und Umsetzung der Website; Storyboard und Abstimmung Erklärvideo.
Jahr:
2015 bis heute

 

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